Charity Vorstellung: Ärzte gegen Tierversuche

Alexander Zuzzi  Alexander Zuzzi ist der 
Gründer von WELTFREUND  

 

 Dr. Corina Gericke

   Dr. Corina Gericke 
   Ärzte gegen Tierversuche

Wir haben vor kurzem wieder eine Umfrage gestartet, um von euch zu erfahren welchem guten Zweck wir ein neues Charity Armband widmen sollen. Ein Thema, das besonders viel Zuspruch erhalten hat, war der Einsatz gegen Tierversuche. Mit den neuen Armbändern unterstützen wir die Ärzte gegen Tierversuche - einen großartigen Verein, der sich auf vielen Ebenen für ein Ende von Tierversuchen einsetzt. Die Tierärztin und stellvertretene Vorsitzende Dr. Corina Gericke erzählt uns in diesem Interview mehr über die engagierte Arbeit des Vereins Ärzte gegen Tierversuche:

WELTFREUND: Welche Ziele verfolgen die Ärzte gegen Tierversuche?

DR. CORINA GERICKE: „Medizinischer Fortschritt ist wichtig - Tierversuche sind der falsche Weg!" - Unter diesem Motto setzt sich unser Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. seit 1979 für eine tierversuchsfreie Medizin ein, bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz von modernen Forschungsmethoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips im Vordergrund stehen. Ziel ist die Abschaffung aller Tierversuche und damit eine ethisch vertretbare, am Menschen orientierte Medizin - eine Wissenschaft, die durch moderne, tierversuchsfreie Testmethoden zu relevanten Ergebnissen gelangt. 

Mit 20 lokalen AGs und ihrem Mausmobil-Infofahrzeug leisten die Ärzte gegen Tierversuche Überzeugungsarbeit von Mensch zu Mensch. © ÄRZTE GEGEN TIERVERSUCHE

Mit 20 lokalen AGs und ihrem Mausmobil-Infofahrzeug leisten die Ärzte gegen Tierversuche Überzeugungsarbeit von Mensch zu Mensch. © ÄRZTE GEGEN TIERVERSUCHE

WELTFREUND: Ihr Verein ist nicht gegen medizinischen Fortschritt, will diesen aber ohne Tierleid erreichen. Wie sieht Ihre Vision für eine tierversuchsfreie Zukunft der Medizin aus?

DR. CORINA GERICKE: Der Öffentlichkeit wird oft suggeriert, medizinischer Fortschritt sei nur durch Tierversuche möglich. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wenn Tierversuche so wertvoll wären, wie uns seit Jahrzehnten weisgemacht wird, wo ist denn die bahnbrechende Therapie gegen Krebs? Der Durchbruch bei Alzheimer? Die Heilung von Parkinson? Es wird seit Jahrzehnten mit einem ungeheuren Aufwand an Tieren und Geld geforscht, aber es kommt äußerst wenig dabei heraus und das Wenige kann als Zufallsbefund angesehen werden. Millionen von Mäusen sind schon von Krebs, Schlaganfall, Alzheimer usw. geheilt worden, aber beim Menschen funktionieren die so gefunden Behandlungsmethoden nicht. Der Output der tierexperimentellen Grundlagenforschung ist äußerst schlecht – er liegt je nach Studie bei 0,3% oder 0,02%. Bei der Medikamentenentwicklung sind es 95%, die durchs Raster fallen, d.h. sie versagen, wenn sie am Menschen erprobt werden. Und die wenigen Arzneien, die übrigbleiben, sind oft nicht nur eine Erleichterung. Auch sie haben Nebenwirkungen, die zuvor nicht im Tierversuch erkennbar waren, und mindestens 20 % müssen wegen deren Schwere mit Warnhinweisen versehen oder vom Markt genommen werden.

Zudem besteht die Gefahr, dass Substanzen, die beim Menschen wirksam wären, im Tierversuch aussortiert werden. Aspirin und Penicillin würden es bei heutiger Art der Testung nicht mehr auf den Markt schaffen, weil sie bei vielen Tierarten gravierende Schäden hervorrufen. Wer weiß, was Tierversuche alles schon an wirksamen und sicheren Mitteln verhindert haben.

Der Tierversuch ist ein antiquiertes Modell aus dem vorletzten Jahrhundert. Moderne zeitgemäße Methoden mit Multiorganchips sind auf dem Vormarsch und das obwohl sie mit weniger als 1% der Forschungsausgaben für Tierversuche gefördert werden. Wie weit könnte die Medizin sein, wenn all die Milliarden, die heute in Tierversuchen verschwendet werden, in diese moderne Forschung fließen würden? 

Unsere Vision ist ein gesetzliches Verbot von Tierversuchen und dadurch eine ethisch vertretbare, am Menschen orientierte Forschung und Medizin.

WELTFREUND: Mit welchen konkreten Maßnahmen arbeiten die Ärzte gegen Tierversuche an der Verwirklichung Ihrer Vision einer Gesellschaft ohne Tierversuche?

DR. CORINA GERICKE: Wir leisten auf Öffentlichkeits-, politischer und Wissenschaftsebene Aufklärungsarbeit über den Irrweg der Tierversuche und die Vorzüge einer leistungsstarken tierversuchsfreien Forschung. Unser Schwerpunkt ist dabei weniger die ethische Diskussion als die wissenschaftlichen, mit Daten und Fakten belegten Argumente. Durch Kampagnen und öffentlichen Druck zeigen wir Politikern Handlungsbedarf auf und durch Überzeugungsarbeit beschleunigen wir den bereits in Bewegung gesetzten Paradigmenwechsel in der Wissenschaft. 

Mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und ihrem Kongress „WIST – Wissenschaft statt Tierversuche“ stellen die Ärzte gegen Tierversuche den Tierversuch als „Goldstandard“ in Frage. © ÄRZTE GEGEN TIERVERSUCHE

Mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und ihrem Kongress „WIST – Wissenschaft statt Tierversuche“ stellen die Ärzte gegen Tierversuche den Tierversuch als „Goldstandard“ in Frage. © ÄRZTE GEGEN TIERVERSUCHE

WELTFREUND: Gibt es einen Teilaspekt Ihrer Arbeit den Sie aktuell besonders hervorheben möchten?

DR. CORINA GERICKE: Hervorheben möchte ich unsere aktuelle Kampagne „Schwimmen bis zur Verzweiflung“, die darauf abzielt, wenigstens erst einmal den allerschlimmsten Tierversuchen einen gesetzlichen Riegel vorzuschieben. Dieses wäre mit etwas politischem Willen relativ leicht umsetzbar, denn die EU ermöglicht ein Verbot solch besonders leidvoller Tierversuche. Deutschland hat aber auf Druck der Tierversuchslobby von einer Ausnahmeklausel Gebrauch gemacht und auch die allerschlimmsten Tierversuche erlaubt. Als Beispiel ziehen wir den sogenannten Verzweiflungstest heran, der in der Depressionsforschung gang und gäbe ist. Ratten oder Mäuse müssen in einem Glasbehälter schwimmen, bis sie aufgeben und gelten dann als depressiv. Sodann werden Mittel an ihnen erprobt, die sie länger schwimmen lassen, was als weniger depressiv angesehen wird.

Wir wollen erreichen, dass Deutschland das von der EU ermöglichte Verbot von Tierversuchen des Schweregrads „schwer“ umsetzt und diese Versuche gesetzlich verbietet.

Die Ärzte gegen Tierversuche üben Druck auf die Politik aus. © ÄRZTE GEGEN TIERVERSUCHE

Die Ärzte gegen Tierversuche üben Druck auf die Politik aus. © ÄRZTE GEGEN TIERVERSUCHE


WELTFREUND: Wie kann man die Arbeit der Ärzte gegen Tierversuche am besten unterstützen?

DR. CORINA GERICKE: Je mehr wir sind, desto stärker ist die Stimme, mit der wir in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft für die Tiere sprechen können. Ärzte, Tierärzte und im medizinischen Bereich tätige Wissenschaftler können uns als Mitglied (72 € / Jahr) unterstützen, alle anderen als Fördermitglied (36 € / Jahr). Über Spenden freuen wir uns natürlich auch sehr.

Spendenkonto: GLS-Bank, IBAN: DE48 4306 0967 4126 7406 00, BIC: GENODEM1GLS

Spenden und Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar.

 

www.aerzte-gegen-tierversuche.de

 

WELTFREUND unterstützt die Ärzte gegen Tierversuche

Vielen Dank an Frau Dr. Gericke für das höchst interesannte und augenöffnende Interview. Unsere "Stoppt Tierversuche" Armbänder sind seit kurzem in unserem Shop erhältlich und unterstützen die engagierte Arbeit der Ärzte gegen Tierversuche.

Fotocredits: Titelbild und Profilfoto - © Ärzte gegen Tierversuche

Klicke auf die Fotos, um zu den WELTFREUND Armbändern für eine Welt ohne Tierversuche zu gelangen:

Verwandte Produkte

Teile diesen Beitrag

Bemerkungen (0)

Derzeit keine Kommentare