Massentierhaltung, Billigfleisch, Klimawandel: Die Fleischindustrie Österreichs

Alexander Steurer, Gastautor und Weltfreundin  Alexander Steurer
Gastautor und WELTFREUND  

 

In Österreich ist Nutztierhaltung für über 50% der landwirtschaftlichen Emissionen verantwortlich - dies ist vor allem der Produktion von Futtermittel geschuldet, sowie der Gewinnung von Weideland und beispielsweise dem Methanausstoß von Kühen selbst. Diese und weitere Faktoren stehen in Verbindung mit Preisdruck und Massenproduktion.

Im Lebensmittelhandel sind oftmals so große Mengen an verschiedensten, teils bereits verarbeiteten, fleischlichen Produkten zu finden, dass nicht selten die Transparenz bezüglich der Herkunft des Produkts selbst verloren geht. Der Gedanke, dass man ein geschlachtetes Tier in der Hand hält, ist weniger präsent oder in vielen Fällen völlig in den Hintergrund gerückt. Niedrige Preise und Etiketten, die sich auf das Tierwohl berufen locken zum Kauf.

Doch was steckt wirklich hinter der Fleischindustrie Österreichs?

Schweinehälften

5.068.000

Schweine wurden im Jahr 2020 geschlachtet.

98 Millionen

Hühner wurden alleine in Österreich im letzten Jahr geschlachtet. Ein Anstieg von 8% im Vergleich zum Jahr 2019.

94,8

Kilo Fleisch werden in Österreich durchschnittlich pro Kopf jährlich verbraucht laut einer Agrarmarkt Austria (AMA) Statistik aus 2019.

 

Der Weg vom Schlachthof ins Geschäft


Klar ist: nicht alle Schlachthöfe funktionieren gleich. Von Land zu Land gibt es Unterschiede in den Verfahrensweisen, doch sogar in Österreich selbst gibt es nur wenige Schlachthöfe, die ihren Prozess offen darlegen.

Der Betrieb „Sonnberg Biofleisch” - als einer der wenigen - gibt einen näheren Einblick: Bei der ersten Station der Schlachtkette öffnet sich alle vier Minuten eine Metallklappe, aus der ein betäubtes Rind herausfällt. Danach wird das Tier an den Hinterbeinen hochgezogen und mit einem Schnitt durch die Halsschlagader getötet, wodurch es in einem Zeitraum von wenigen Minuten entblutet. Bei einem Tier, welches ungefähr 650 kg wiegt, fließen 45 Liter Blut in den Abfluss. Im nächsten Schritt werden die Hufe und das Fell entfernt. Das Rind wird halbiert, ausgeweidet, gesäubert und die Ohrmarkennummer zur Rückverfolgung auf die beiden Hälften aufgestempelt. Eine Tierärztin bei Sonnberg beschaut den Schlachtkörper, wonach er vom Klassifizierungsdienst gewogen und danach ins Kühlhaus transportiert wird.

Doch die Schlachtung selbst würde nicht reichen - um gewinnbringend zu arbeiten sind für diesen Betrieb die Weiterverarbeitung und Wurstproduktion essentiell. Es gilt: Je mehr Tiere geschlachtet werden, desto billiger ist das Fleisch.

 

" Wenn Schlachthäuser Wände aus Glas hätten, wären alle Menschen Vegetarier

- Paul McCartney

 

Manfred Huber - der Geschäftsleiter von Sonnberg Biofleisch sagt allerdings: „Die meisten bleiben nach dem Blick in den Schlachtraum beim Fleischessen, bei vielen steigt aber das Bewusstsein für Herkunft und Tierwohl." Er fügt allerdings hinzu: „Wer von der Schlachtung nichts wissen will, kommt auch nicht zu uns."

All jene, die sich jedoch näher mit dem Thema Schlachtung, Fleischindustrie sowie ihre Auswirkungen auf die Umwelt beschäftigen wollen, können mit Dokumentarfilmen wie „Dominion” (2018) oder „Cowspiracy” (2014) mehr Einblicke gewinnen.

 

Transparenz und Preis


In Fertiggerichten, sowie Tiefkühlprodukten, aber auch in Gastronomiebetrieben ist das verwendete Fleisch nicht kennzeichnungspflichtig. Wie das Tier also geschlachtet und gehalten wurde und wo es überhaupt herkommt, muss nicht preisgegeben werden.

Der Wunsch der Verbraucher nach mehr Transparenz in der Produktionskette ist in den letzten Jahren gestiegen und durch digitale Technologien wäre es nicht schwer die gesamte Kette für Konsumenten darzulegen. Jedoch werden einige Möglichkeiten zur Transparenz erst gar nicht wahrgenommen, da beim Fleisch immernoch der Preis zählt. Das kostengünstigste Fleisch ist bei uns oftmals aus Deutschland importiert.

Wie hoch die versteckten Kosten der Lebensmittelproduktion jedoch wirklich sind, ist nicht leicht herauszufinden. Im Auftrag der Supermarktkette „Penny” sind Wissenschaftler*innen zu dem Ergebnis gekommen, dass beispielsweise herkömmliches gemischtes Hackfleisch um 173% teurer sein müsste, wenn Umweltkosten wie Energieaufwand, Flächenverbrauch, Düngemitteleinsatz und andere Faktoren miteinbezogen werden.

Fleischverarbeitung

2013

wurden erstmals Angaben zur Herkunft von Schweine-, Geflügel-, Schaf- und Ziegenfleisch verpflichtend.

8,8%

Bio-Anteil besteht bei Fleisch und Wurst im Lebensmittelhandel.

30-60 Sekunden

dauert in der Regel ein Arbeitsschritt im Schlachtraum. Durch Stress beim Personal, werde die Hemmschwelle gesenkt, ein Tier wie ein Lebewesen zu behandeln.

 

Auswirkungen auf das Klima


„Der Preiskampf im Handel zerstört die Wertigkeit von Fleisch und erhöht den Druck auf Umwelt und Landwirtschaft. Wir brauchen endlich klimafaire Preise", sagt Hannah-Heidi Schindler, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung.

Preise wie jene, die wir momentan im Lebensmittelhandel bei der Fleischabteilung sehen, könne sich kein Betrieb leisten, der umweltfreundlich ist und für Tierwohl steht. Die Menge an Rabatten und generell niedrig angesetzten Produktpreisen fördern die Massenproduktion und dadurch die negativen Auswirkungen auf das Klima, welche mit der Fleischindustrie in Verbindung stehen, beispielsweise die Regenwaldzerstörung in Südamerika für den Anbau von Soja als Futtermittel.

Aber auch der Import von Billigfleisch aus dem Ausland sorgt für Emissionen und Preisdruck im Inland, beispielsweise bei Putenfleisch. Tierische Produkte sind allgemein diejenigen, mit der höchsten verbundenen Klimabelastung. So verursachen beispielsweise etwa 200g Rindfleisch knapp 5,5 kg CO2. Allerdings wird auch sehr viel Wasser benötigt - die Menge, die über den gesamten Herstellungsprozess im globalen Durchschnitt für ein Kilogramm Rindfleisch anfällt, beläuft sich auf 15.400 Liter.

 

Neue Entwicklungen: Vegetarische und vegane Alternativen


Eine gute Nachricht: Tierwohl und allgemein mehr Bewusstsein im Lebensmitteleinkauf wird immer mehr Leuten immer wichtiger. Vegetarische und vegane Alternativen zu bekannten Produkten gibt es schon seit Jahren, doch nun steigt auch das Angebot im Handel viel stärker an.

Statt Milch gibt es Hafer- und diverse Nussdrinks, statt Fleisch gibt es Produkte aus Tofu, Seitan, Erbsenprotein, Pilzen oder diversen anderen Alternativen, in Form von Burgern, Würstchen, Faschiertem (Granulat), um ein paar Beispiele zu nennen. Doch es gibt auch bereits veganen Käseersatz oder Eis und viele andere Produkte, die es zu entdecken gilt!

Tipp: Wer sich näher mit dem Thema befassen will kann sich unsere Beiträge zu Veganismus ansehen oder weitere Gründe, kein Fleisch mehr zu essen.

 

UND DEIN HANDGELENK HILFT


Wir von​ ​WELTFREUND​ ​unterstützen die Tierhilfe Horsearound, die diverse in Not geratene landwirtschaftliche Nutztiere aufnimmt und ihnen ein sicheres und dauerhaftes Zuhause gibt. Mit dem Kauf unserer speziell für diesen Zweck hergestellten Freundschaftsbänder kannst du mit deinem Handgelenk ein Zeichen gegen Massentierhaltung und für Tierwohl setzen. Pro verkauftem Armband spenden wir an die Tierhilfe Horsearound, damit die Organisation der Erfüllung ihrer Mission ein kleines Stück näher kommt.

Hier findet ihr die entsprechenden WELTFREUND-Armbänder: ​Hilfe für Nutztiere in Not

Hilfe für Nutztiere in Not - ClassicHilfe für Nutztiere in Not - PerlenHilfe für Nutztiere in Not - geflochtenHilfe für Nutztiere in Not - Set


 

 

Fotocredits: Titelbild und Bild1 von Jai79 auf Pixabay, Bild2 von BlackRiv auf Pixabay 

Quellen:

https://www.addendum.org/fleisch/fleischkonsum-in-oesterreich/

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/berechnung-zum-klimaeffekt-was-fleischverzicht-fuer-den-klimaschutz-bringt-a-1280923.html

https://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/land_und_forstwirtschaft/viehbestand_tierische_erzeugung/schlachtungen/index.html

https://www.global2000.at/publikationen/fleischatlas#:~:text=Mehr%20als%20die%20H%C3%A4lfte%20der,mit%20Massenproduktion%20und%20Preisdruck%20begr%C3%BCndet.

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/oesterreich/2074456-Wieviel-Transparenz-darfs-denn-sein.html

https://www.meinbezirk.at/c-wirtschaft/kritik-an-billigfleisch-im-supermarkt_a4094601

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